Historie

Historie des Instituts für Technische Chemie an der TUM
(zusammengefasst von R. Fick)

Der Lehrstuhl in seiner jetzigen Form geht auf einen der Gründerväter der Technischen Chemie in Deutschland zurück, und zwar auf Franz Patat. Im Jahre 1954 erhielt der damalige Dekan der Abteilung Chemie, der Mineraloge und Kristallograph Wolfgang Borchert, unter Mithilfe von Walter Hieber und Stephan Goldschmidt auf seinen dringenden Antrag hin vom Ministerium grünes Licht für die Wiederbesetzung der nach dem Kriege verwaisten Professur für Chemische Technologie, und konnte somit Franz Patat, den in Hannover residierenden Institutsdirektor, bereits Rektor designatus, zum Sommersemester 1955 nach München holen.

Die Wurzeln des Institutes für Technische Chemie jedoch reichen viel weiter in die Vergangenheit zurück, sogar bis in die Gründungszeit der Polytechnischen Lehranstalt im Jahre 1868, der Vorgängerin der Technischen Hochschule (TH) München, die dann 1970 in die Technische Universität (TUM) umgewandelt wurde. Carl Stölzel wurde im Gründungsjahr 1868 zum ersten ordentlichen Professor für Chemische Technologie ernannt und lehrte sehr erfolgreich bis ins Jahr 1895. Nacheinander verantworteten folgende Professoren die Geschicke der Technischen Chemie an der TH: Gustav Schulz (1896-1926), Karl Theodor Bucherer (1926-1934), Albert Wolfgang Schmidt (1934-1943) und schließlich August Albert (1946-1951), jedoch als Organiker mehr kommissarisch.

Unter Franz Patat erlebte die Technische Chemie in München auf Grund seiner großen Talente und Erfahrungen, sowohl an Hochschulen als auch in der Industrie gewonnen, einen gewaltigen Aufschwung. Dies spiegelte sich auch in seinen vielseitigen Interessen und Aktivitäten in der Forschung wider, aus denen sich vor allem die Reaktionskinetik und die Polymerchemie als seine Lieblingsgebiete herauskristallisieren sollten. Das Institut platzte aus allen Nähten, und so war es nur eine Frage der Zeit und des Geldes, wann und wie das Institut vergrößert werden könnte. Unmittelbar dazu kam ihm jedoch seine Regentschaft als Rektor der damaligen TH in den Jahren 1962-64 zugute. In diese Zeit fällt u.a. neben großen hochschulpolitischen Neubauplänen auch die Entscheidung, das Institut strukturell und personell auszuweiten, um so mit der Schaffung von zwei neuen Lehrstühlen, verbunden mit einer sehr komfortablen Stellenausstattung, eine vierte Säule zu den klassisch chemischen Fächern AC, OC und PC darzustellen. Das Institut sollte unter seiner Leitung als Institutsdirektor dann insgesamt mit drei Lehrstühlen besetzt sein. Sein Lehrstuhl wurde zur TC I, die beiden anderen sollten in den nächsten Jahren dann folgen. So wurde im Jahr 1970 Kurt Dialer zum Ordinarius in der TC II und drei Jahre später Robert Kerber für den Lehrstuhl für Makromolekulare Stoffe bestellt. Franz Patat war ununterbrochen in München und behielt seinen Lehrstuhl bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1972/73; zu seinem Nachfolger wurde Walter Nitsch, der seinen Dienst zum Wintersemester 1977/78 antrat. Am Lehrstuhl II folgten Prof. Dialer die Professoren Helmut Tiltscher, Erwin Killmann (kommisarisch) und Johannes A. Lercher (ab Wintersemester 1998) nach. Die Nachfolge von Prof. Kerber trat Oskar Nuyken im Jahr 1992 an. 2006 wurde der Lehrstuhl durch die Berufung von Bernhard Rieger in WACKER-Lehrstuhl für Makromolekulare Chemie umbenannt. Zum 1. Januar 2007 wurde Kai-Olaf Hinrichsen auf die Nachfolge von Walter Nitsch an den Lehrstuhl I für Technische Chemie berufen.